Der Würfel – der erste Zufallsgenerator der Geschichte

Wer den Spieltrieb des Menschen kennt, kann sich gut vorstellen, dass nicht wenige wichtige wie auch unwichtige Entscheidungen in der Geschichte davon abhängig gemacht wurden, welche Seite eines Würfels oben lag.

Jeder fleißige Leser der Asterix und Obelix Comics kennt natürlich den Spruch „alea iacta est“, der Julius Cäsar in den Mund oder besser in die Sprechblase gelegt wurde. Immerhin bestätigen gleich zwei römische Schriftsteller, Sueton und Plutarch, in ihren Biographien Cäsars, das er vor Überschreiten des Rubikons tatsächlich sagte, dass nun die Würfel gefallen seien und es kein Zurück gäbe. Im Weltreich Rom des ersten Imperators waren Würfel schon lange das gebräuchlichste Mittel für das Glücksspiel. Welches Volk jedoch zuerst auf die Idee kam, Hölzchen oder auch kleine Knochen mit Zeichen zu versehen, um diese hinzuwerfen und den Zufall entscheiden zu lassen, welches Zeichen zu sehen ist, das steht nicht eindeutig fest. Die ältesten Funde datieren auf das frühe 3. Jahrtausend v. Ch., ausgegraben in Tepe Gawra, das im heutigen Irak liegt. Holz jedoch ist vergänglich, weshalb die Erfindung des Würfels noch viel weiter zurückliegen kann.

Den Würfel, wie wir ihn kennen, mit sechs gleichmäßigen Seiten, auf denen Punkte von 1 bis 6 eingraviert sind, wurde erstmals in Mohenjo-Daro gefunden und er stammte aus dem späten 3. Jahrtausend v. Ch. Das ausgerechnet Mohenjo-Daro der Fundort für den ersten „genormten“ Spielwürfel ist, wundert fast nicht. In dieser längst untergegangen Stadt wurde der moderne Städtebau des 20. Jahrhunderts mit einheitlichen Ziegeln und der Vernunft gebotenen Häusern vorweggenommen, 5000 Jahre vor unserer Zeit.

Der Würfel als Richter

Es gibt verschiedene Beispiele aus der historischen Rechtsprechung, das Richter bei einer unklaren Sachlage per Würfel über Schuld oder Unschuld entschieden. Das waren natürlich Ausnahmen, doch gibt es auch heute noch immer wieder Situationen, wo sich so mancher Beteiligte wünscht, den Zufall entscheiden lassen zu können.

Der Würfel ist also nicht einfach nur ein Werkzeug des Glückspiels, allerdings hat er in dieser Beziehung fraglos einen so großen Schaden angerichtet, dass seine „guten“ Seiten das kaum aufwiegen können. Natürlich trägt der Würfel nicht wirklich die Schuld an Verlust oder Gewinn, aber er macht es Spielern sehr leicht, viel zu gewinnen und meist noch mehr zu verlieren. So wäre es eine sehr interessante Statistik, wenn es denn erfassbar wäre, wie viel Vermögen allein an diversen Kneipentheken durch Würfelspiele verloren geht beziehungsweise vom Kunden zum Wirt durch verlorene Runden wandert.

Seine unschuldige Seite beweist der Würfel jedoch als Mittler in unzähligen Brettspielen, wo er nur zufällig entscheidet, wie viel Felder eine Spielfigur vorwärts bewegt werden darf. Was wären Klassiker wie „Mensch ärgere Dich nicht“ oder „Monopoly“ ohne Würfel? Ein gewaltiger Teil des Reizes ginge verloren. Genau das macht den Würfel als Spielzeug unschlagbar. Den Reiz, nie zu wissen, welche Augenzahl oben liegt. Es sei denn, der Würfel ist gezinkt beziehungsweise manipuliert, dann weiß es zumindest einer oder eine in der Spielrunde. Im Gegensatz zu einem Kartenspiel lassen sich Würfel jedoch nicht so einfach manipulieren. Sie sind gewissermaßen neutral, wie es eben gute Schiedsrichter sein sollen, die nur den Fakten verpflichtet sind und nicht ihren Emotionen.

Januar 2021


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