Auf Stelzen gehen – von oben die Welt besehen

Sich größer machen zu wollen, ist eigentlich eine Form der Angabe, nicht jedoch beim Stelzenlaufen. Hier beweist es vielmehr Geschicklichkeit.

Größer zu sein, als der Körperwuchs es gerade hergibt, das ist speziell bei Kindern ein gern geäußerter Wunsch. Vielleicht hat sich deshalb vor vielen Jahrhunderten ein Spiel entwickelt, das noch heute praktisch unverändert eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung darstellt.

Schon im Jahr 1560 malte Pieter Bruegel der Ältere das Bild: „Die Kinderspiele“, auf dem ein Junge auf Stelzen abgebildet ist. Es lässt sich leicht feststellen, dass sich die Holzstelzen auf dem Gemälde in nichts zu den heutigen Holzstelzen unterscheiden, einzig vielleicht, das moderne Holzstelzen meist über rutschfeste Gummistopfen verfügen. Stelzen sind aber keineswegs nur Kinderspielzeuge.

In ländlichen, wasser- und sumpfreichen Gegenden, gingen zum Beispiel Postboten oder Schafhirte auf Stelzen. Bei der Ernte von Hopfen oder an Obstbäumen kamen ebenso Stelzen zum Einsatz und in Afrika finden sich Völker, in denen die Stelzen Bestandteile bestimmter Rituale sind. Wie lange sich der Mensch mittels Stelzen schon selbst verlängert, ist unbekannt. Moderne Stelzengänger finden sich heute zum Beispiel im Trockenbau oder im Malerhandwerk, wobei diese Stelzen ausgereifte Geräte sind, die teils über eine recht komplexe Mechanik verfügen. Sogar im Sport werden sogenannte Sprungstelzen verwendet. Nicht zu vergessen, die Künstler im Zirkus und im Variete oder bei Paraden, die mitunter in mehreren Metern Höhe bunt kostümiert stolzieren, aber das alles ist vom klassischen Stelzenlaufen schon sehr weit entfernt.

Stelzenlaufen – gut für das Gleichgewicht

Die normalen Kinderstelzen aus Holz besitzen höhenverstellbare Tritthölzer, die auf der untersten Stufe nur etwa 20 cm vom Boden entfernt sind. Das ist völlig ausreichend und ungefährlich, um das Gehen auf Stelzen erst einmal zu erlernen. Aus dieser Höhe lässt es sich mühelos abspringen, wenn es zum Stolpern kommt. Das wird es gewiss, denn es sieht einfacher aus, als es ist, das Stelzenlaufen. Dafür werden fleißig übende Anfänger mit der Zeit durch eine immer besser werdende Trittsicherheit belohnt. Ein hervorragendes Training für den Gleichgewichtssinn und ebenso ein großer Spaß. Immerhin sind für einen oder eine Zehnjährige 20 cm mehr an Größe nicht wenig und irgendwann lässt sich mithilfe der Holzstelzen schon einmal die Perspektive der Erwachsenen betrachten, obwohl es bis dahin eigentlich noch ein paar Jahre dauert. Natürlich gibt es Stelzen inzwischen auch aus anderen Materialien, etwa Aluminium, bei denen sowohl die oberen Griff-Enden wie auch die Tritte höhenverstellbar sind.

Beeindruckend und bezaubernd – Stelzenwettbewerbe

Manchmal wird aus dem Kinderspiel ein Hobby oder ein Sport. In Deutschland ist es eher eine Seltenheit, das Stelzenlaufen. Wer einmal Erwachsene auf Stelzen im Wettkampf erleben möchte, muss nach Namur in Belgien reisen. Jedes Jahr am dritten Sonntag des Septembers finden in dieser Stadt die Stelzenläufer-Kämpfe statt und dies seit dem Jahr 1411. Ein wunderbares mittelalterliches Spektakel, dem schon der Sonnenkönig, Zar Peter der Große, Napoleon Bonaparte und andere Größen beiwohnten. Etwas weiter weg, dafür umso exotischer, ist das jährliche Stelzenfest in Togo. Hier findet in der Stadt Atakpamé eine Versammlung von Stelzenläufern statt, wobei hier schon Stelzen mit einer Höhe von 5 m gesehen wurden. Mit Stelzen lassen sich große Schritte machen und so auch weite Entfernungen zurücklegen. Das bewies ein Bäcker aus dem französischen Arcachon (Atlantikküste), der die 3000 km von seiner Heimat nach Moskau auf Stelzen lief und dies innerhalb von 58 Tagen, was einer Laufleistung von knapp 52 Kilometer pro Tag entspricht.

Es ist die Faszination am Überdimensionalen und der Kampf mit der eigenen Geschicklichkeit, was das Stelzenlaufen so interessant macht und es ist ein Freizeitspaß für Kinder, der es verdient, wieder mehr in das Gesichtsfeld zu rücken.

Juni 2019


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